ÜBER MAKRAMEE
Die Geschichte des Makramee reicht viele Jahrhunderte zurück. Faszinierenderweise ist es mit der Knüpftechnik so, dass sie in den letzten 200 Jahren immer wieder in den Hintergrund geriet und dann wieder neu aufgetaucht und in Mode gekommen ist.
Schon in einem der ersten veröffentlichten Bücher über die Makramee Knüpftechnik "Sylvia's Book of macramé lace" von 1890 wird beschrieben, dass Makramee nach seinem Wiederaufleben als Neuheit empfunden wurde.
Man kann davon ausgehen, dass die Technik des Makramee bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Arabische Webkünstler verknüpften die Enden der Kettfäden ihrer Webstücke mit kunstvollen Knoten, schufen daraus aufwändige Muster und Fransen. Das spanische Wort Macramé stammt vermutlich vom arabischen "miqramah" ab, das für Schleier oder Überwurf steht. Die Technik wurde für allerlei dekorative und praktische Objekte eingesetzt und war vermutlich gleichsam verbreitet wie nähen und sticken.
Bildquelle: Sylvia's Book of Macrame Lace 1890
Bildquelle: Sylvia's Book of Macrame Lace 1890
Mit den Mauren kam dieses Handwerk über Spanien und Italien auch nach England, wo es sogar am Hofe von Königin Mary II Einzug erhielt. Es wurde zum Zeitvertreib in den gehobenen Kreisen und für alle Formen von Innenraumdekoration und Mode genutzt.
Im damals größten Werk über die Knotenkunst "Sylvia's book of Macramé Lace" von 1890 finden sich zahlreiche Musteranleitungen und Anwendungsvorschläge aus der damaligen Zeit.
Im 18. Jahrhundert wurde das Wissen um die Knüpftechnik vorallem durch Seefahrer in Europa und der Welt verteilt, nutzten sie doch die Überfahrten für das produzieren geknüpfter Objekte, die sie dann verkauften oder tauschten.
In vielen Mustern finden sich noch heute Knoten, die auch in der Seefahrt zu beobachten sind.
Bildquelle: Gus Schuettler, Stars and Stripes
Bildquelle: ebay
Viele Jahre praktisch in Vergessenheit geraten, wurde Makramee in den 70er Jahren plötzlich erneut sehr populär. Geknüpfte Blumenampeln, Wandbehänge in Form von Eulen, Gürtel und Taschen zogen in die Haushalte ein und sind ein fester Bestandteil dieser Zeit. Damals wurde besonders viel mit Sisal geknüpft, das einen sehr rauen Charakter hat. Schon in den 80ern war Makramee bereits wieder out und hatte in den darauffolgenden Jahren ein eher verstaubtes Image.
Nun, seit ca 3 Jahren, ist der Trend erneut aufgekommen: In anderen Ländern wie Kanada und Russland schon seit ein paar Jahren wieder beliebt, ist Makramee nun auch in Europa wieder weit verbreitet und auf unterschiedlichste Weisen ins Interieur und die Mode eingezogen.
Mit seinen praktischen Ursprüngen ist Makramee als Handwerk zu betrachten, hat sich aber über die Jahrhunderte als wahre Kunstform weiterentwickelt.
Die angesagte Knüpftechnik baut auf wenigen Grundknoten auf, die die Grundlage für JEDES geknotete Objekt bilden. Die unterschiedliche Kombination und Anordnung der Knoten machen das Knüpfwerk einzigartig und die Möglichkeiten sind praktisch grenzenlos.
Mich begeistert, dass es kein Werkzeug, keine Maschine braucht, um ein Knüpfwerk zu schaffen. Die direkte Berührung des Materials und die Arbeit mit den Händen sind erfüllend und machen das Knüpfen praktisch an jedem Ort möglich. Heute knüpft man meistens mit Baumwollgarn. Ich arbeite ausschliesslich mit 100% recyceltem Baumwollgarn, das ohne Färben und Waschen verarbeitet wird.
Von Schlüsselanhängern über Schmuck und Pflanzenhängern bis hin zu Wandkunst ist mit Makramee alles Möglich. Dabei sind große Leidenschaft die Wandbehänge. Da lasse ich meinen Ideen freien Lauf, das ist meine Form von Kunst. Ich habe meist eine grobe Idee im Kopf, häufig beeinflusst auch von der Grundform des Astes, den ich verwenden möchte und der einen großen Einfluss auf die Wirkung des Werkes hat. Dann skizziere ich häufig eine Grundform und wähle das passende Garn.
Die vermutlich größte Herausforderung ist das Ablängen der Garne zu Beginn, wenn das Muster noch nicht klar definiert ist. Nach ein paar Jahren Erfahrung habe ich Referenzwerte, an denen ich mich orientieren kann, aber um im kreativen Prozess ganz frei zu sein, wähle ich das Garn immer um Einiges länger. Die dabei entstehenden Garnreste nach Beenden einer Arbeit verwahre ich und versuche sie möglichst restlos in kleineren Projekten wieder einzusetzen.